Die Ansichten von EU-Bürger*innen zur Nutzung personenbezogener Daten

Die Bürger*innen wissen es zu schätzen, dass sie die Entscheidungsgewalt bezüglich der Nutzung ihrer Daten haben. Es muss erkennbar sein, dass digitale Dienste Partner sind. Und die Bürger*innen müssen die Entscheidungsgewalt darüber haben, wer die von ihnen erfassten Daten zu welchen Zwecken nutzen darf. Dies ist die Meinung von Bürger*innen aus vier europäischen Ländern auf Basis einer von Sitra, einer öffentlich finanzierten Forschungsstelle in Finnland, in Auftrag gegebenen Umfrage.

Die Umfrage sollte ermitteln, wie Bürger*innen digitale Dienste nutzen und ob Datenlecks und Datenmissbrauch das Vertrauen in die Dienste geschwächt haben, die Daten erfassen und nutzen.

Die Umfrage wurde im Dezember 2018 in Finnland, den Niederlanden, Frankreich und Deutschland durchgeführt. Es nahmen mehr als 8.000 Personen teil, ca. 2.000 pro Land. Die wesentlichen Ergebnisse sind unten aufgeführt. Eine Zusammenfassung und der komplette Forschungsdatensatz können hier eingesehen werden. https://www.sitra.fi/en/publications/use-digital-services/ 

Die in der DSGVO verbrieften Rechte sind ziemlich bekannt, und ein verändertes Verhalten ist bereits zu beobachten

Über die Hälfte der Befragten kennt ihre grundlegenden in der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verbrieften Rechte. Nur das Recht, das personenbezogene Daten von einem System zu einem anderen verschoben werden dürfen, ist nicht bekannt. Nur jede*r fünfte Befragte kannte dieses Recht. 

Ein Drittel der Befragten dachte, sie hätten das Recht, vom Dienstanbieter eine Mitteilung zu erhalten, wenn ihre personenbezogenen Daten an Dritte verkauft oder übertragen werden.  Dies ist leider nicht der Fall.

Die DSGVO wirkt sich auf das Verhalten aus. Nur 43% der Befragten in Deutschland gaben an, dass sie überhaupt keinen Einfluss auf ihr Verhalten hätte.

Der Mangel an Vertrauen in Dienstanbieter hält Menschen davon ab, digitale Dienste zu nutzen

Ganze 48% der Befragten in Deutschland stimmten der Aussage zu - oder stimmten sogar vollkommen zu -, dass ein Mangel an Vertrauen in Dienstanbieter sie davon abhält, digitale Dienste zu nutzen.  Der Anteil an Befragten, die dieser Ansicht war, war in Deutschland am höchsten (48%) und in den Niederlanden am niedrigsten (38%).

Datenlecks haben einen großen Einfluss auf das Verhalten

Ungefähr jede*r Dritte gab an, dass er/sie aufgrund von Missbrauch aufgehört habe, einige Dienste zu nutzen, oder seine/ihre Datenschutzeinstellungen geändert habe. Nur 30% der Personen zeigten sich von Nachrichten unbeeinflusst. Die Bürger*innen sorgen sich um die Nutzung ihrer Daten und ergreifen entsprechende Maßnahmen. Jüngere ergreifen häufiger Maßnahmen: 46% der 18-24-Jährigen nehmen Änderungen bei sämtlichen oder den meisten Diensten vor, während dies bei den 55-65-Jährigen nur bei 23% der Fall ist.

Ein Zugang zu personenbezogenen Daten und persönlichen Informationen ist in den meisten Fällen keine Option


Wenn es um die finanzielle Situation und Ausgaben geht, ist die Skepsis bezüglich eines Zugangs zu personenbezogenen Daten und persönlichen Informationen am größten. 40% der Befragten gab an, dass sie auf keinen Fall einen Zugriff auf ihre Daten ermöglichen würden. Ca. 30% würden keine Gesundheits- oder genetischen Daten freigeben. Die Finn*innen sind am meisten bereit, Gesundheitsdaten freizugeben, wenn die Daten der wissenschaftlichen Forschung dienen. 38% der Finn*innen würden ihre Daten freigeben, in den anderen Ländern waren dies nur 17% bzw. 18%. Ca. 29% würden sich eine finanzielle Aufwandsentschädigung für die Freigabe von Konsum- oder Kaufdaten wünschen. 

Zwei von drei Befragten wünschten sich, dass digitale Dienste Partner erkennbar sind 

Ca. 70%  der Befragten in Deutschland sah dies als wichtiges Element der Datenwirtschaft an. Es muss möglich sein, Dienste zu erkennen, die zuverlässig sind und Daten gerecht nutzen.

Entscheidungsgewalt ist wichtig 

Etwas mehr als die Hälfte der Bürger*innen gab an, dass ihr Vertrauen in die Dienstanbieter zunehmen würde, wenn sie dem Verkauf ihrer Daten an Dritte zustimmen oder diesen ablehnen könnten. Dies zeigt deutlich, dass Vertrauen auf Handlungen beruht, und darauf, den Bürger*innen die Möglichkeit zu bieten, selbst zu entscheiden, wie ihre Daten genutzt werden.

 

Weitere Informationen

Diese Umfrage wurde im Rahmen des IHAN®-Projekts von Sitra durchgeführt:

https://www.sitra.fi/en/topics/fair-data-economy/

Dieses Projekt soll eine Grundlage für eine gerechte Datenwirtschaft bilden und Menschen in ganz Europa dazu ermutigen, eine Methode für den Datenaustausch zu entwickeln, und auf europäischer Ebene Regularien und Richtlinien für eine ethische Nutzung von Daten zu erstellen.