GDNG, EHDS und ein parlamentarisches Frühstück

Bild: Birgit Bauer, DSL DE

Am 20. Februar nahm ich an einem so genannten “Parlamentarischem Frühstück” in Berlin teil. Gäste aus der Industrie, Behörden, Ministerien, Forschung und wir von Data Saves Lives Deutschland nahmen daran teil. Die Diskussion war spannend und interessant, auch wir wurden gebeten, einen Impuls zum Thema Gesundheitsdaten, GDNG und EHDS beizutragen. Und was sich fast schon so anhört wie ein Hit der Fantastischen Vier, könnte schon so gewesen sein, denn an Fachbegriffen mangelte es schon einmal nicht. Allerdings spielt die bei Menschen mit Erkrankungen und Bürgerinnen wie Bürgern weniger eine Rolle. Denn sie sind ihnen nicht immer so geläufig wie den Experten, die täglich damit arbeiten. Daher war der DSL DE Impuls einer, der menschelte und die andere Perspektive ins Spiel brachte:  

Wenn es darum geht, Digitalisierung erfolgreich zu verwirklichen, ist es nicht nur wichtig, gute Rahmenbedingungen zu schaffen und technische Lösungen zu entwickeln und in den Ministerien, Arbeitsgruppen und Fachgruppen zu diskutieren, sondern auch darüber nachzudenken, was bei Patienten und Bürgern nötig ist, um sie für die neuen Wege und eine gute digitale Zukunft zu begeistern. Sie müssen mitkommen können, verstehen, was andere entscheiden und einbezogen werden.

Es mag anmuten, dass ich mich wiederhole, weil ich seit Jahren immer wieder die folgenden Punkte in Diskussionen einbringe, aber diese Punkte sind wichtig, um eine gute digitale wie gesunde Zukunft zu gestalten. Allerdings sind es vier Punkte, die nicht an Aktualität verlieren und die heute wichtiger sind denn je, damit wir morgen noch eine gute Gesundheitsversorgung haben und eine bessere Vorsorge treffen können.

1.     Kommunikation / Information

Schaut man sich an, wie Menschen über Digitalisierung denken, wird eines klar: es fehlt an Informationen und Aufklärung. Etwas, das wir auch in unserem DSL De Logbuch festgestellt haben und das mir von unserer Community immer wieder zurückgespielt wird. Wer informiert ist, entscheidet besser und meist auch wirksamer als jemand, der aufgrund von lückenhaftem Wissen und oft genug auch falschen Informationen oder unreflektierten Behauptungen entscheidet.

Ich betrachte Digitalisierung und das Teilen von Gesundheitsdaten nicht als Aufgabe einer Gruppe oder einer Institution, sondern als gesamtgesellschaftliche Frage, die wir als Gesellschaft diskutieren und einordnen müssen. Dafür brauchen wir Informationen und gute Kommunikation. Wer miteinander spricht, der lernt, von anderen. Ein Austausch beginnt, der hilft, Lücken zu schließen und Falschinformationen aufzulösen. Eine öffentliche Debatte kann also helfen, Bedürfnisse, Wünsche und Bedenken zu erfahren und dort Wissen anzubieten, wo es fehlt.

Was wir aber nicht tun dürfen ist viele kleine Portale oder Projekte ins Leben zu holen. Das geschieht bereits und es hilft nicht, weil wir so Bürger und Patienten eher verwirren, sie fühlen sich überfordert vom Angebot und nehmen eher Abstand von einem Thema, als sich ihm anzunähern, das haben wir bereits bei der ePA vor Jahren gesehen. Schon vor Jahren plädierte ich, wie viele andere dafür, eine konzertierte Aktion zur ePA zu entwickeln. Wir plädierten dafür, alle Stakeholder an einen Tisch zu bringen und eine einheitliche Informationskampagne auszuarbeiten. Ein Portal für alle mit einer Kampagne, die mit vielen Formaten alle erreicht. Dieser Punkt hat sich auch jetzt nicht geändert. In Zeiten, in denen Fachbegriffe, neue Gesetze und Verordnungen mehr als zügig beschlossen werden, ist es notwendig, gemeinsam an einer Kampagne zu arbeiten, die einfach zugänglich, informativ, verständlich und aussagekräftig für PatientInnen und BürgerInnen ist. Fragmentierte Informationsmöglichkeiten sind nicht hilfreich, sie verwirren. Etwas, was ich auch der Community von DSL DE immer wieder höre.

Wenn wir jetzt wieder damit anfangen, fragmentiert und in eigenen Silos zu arbeiten, riskieren wir wieder Desinteresse, Vertrauensverlust und erneutes Auftauchen von teilweise kruden oder auch inkorrekten Argumenten oder Theorien.

2.     Förderung der Gesundheitskompetenz

Wie auch beim High Level Policy Meeting der OECD in Paris immer wieder zu hören war, ist um die Gesundheitskompetenz nicht unbedingt zum Besten bestellt. Wenn wir aber digital in Sachen Gesundheit fortschreiten wollen, müssen wir Gesundheitskompetenz in allen Perspektiven fördern. Und auch hier ist es eine Frage der Gesellschaft. Das Wir wird entscheidend dafür sein, Kompetenz zu fördern und zu schaffen.

Eine gesundheitskompetente Gesellschaft wird sich auf Dauer einbringen, engagieren und sich eine Meinung bilden können, die konstruktiv ist. Das ist gut für die gemeinsame Diskussion und eine sinnstiftende öffentliche Debatte und hilft auch in Sachen Verständnis, wenn es um digitale nächste Schritte im Gesundheitswesen geht und um die Gestaltung der eigenen individuellen Gesundheit.

 Besonders was den EHDS betrifft wird das helfen, das „große Ganze“ besser einzuordnen und Vorteile wie bessere und schneller Versorgung innerhalb der EU und auch bessere Forschung zu erkennen und zu verstehen. Ebenso blicke ich noch einen Moment in die Zukunft: Thema One Health auch hier wird es wichtig sein, Patienten wie Bürger im Boot zu haben.

3.     Was uns zum nächsten Thema bringt: Partizipation!

 Der Bürgerrat zum Thema Ernährung hat bewiesen: Es geht doch. Wer mitmacht, beteiligt ist, wird sich offen für ein Thema einsetzen, wer mitredet, ist involviert, wer involviert ist, fühlt sich wertgeschätzt und spricht darüber. https://www.bundestag.de/parlament/buergerraete/buergerrat_th1

 Partizipation schafft also zum einen bessere Entwicklungen und Entscheidungen, denn sie bringt Menschen zusammen. Sie schafft aber auch „Ambassadoren“, die sensibilisieren und kommunizieren können, wenn es darum geht, andere ins Boot zu holen. Das kann am Gartenzaun starten und in Blogbeiträgen oder auch Berichten stattfinden. Wer mitmacht, fühlt sich gut und spricht darüber.

Und: last but not least: Vertrauen

Vertrauen war wohl der meist genannte Begriff auch beim OECD High Level Policy Meeting im Januar in Paris. Es wird schmerzlich von den verschiedenen Stakeholdern und vor allem von den Ministern vermisst. Die Menschen sollen Vertrauen in die Arbeit der Regierungen und der Forschung haben. Und ich habe mich gefragt, wer eigentlich Vertrauen in mich hat. Als Bürgerin?

Etwas, das ich auch in einem Artikel auf dem Blog des Sciana - The Health Leader Networks geschrieben habe. https://www.sciananetwork.org/news/single-news/article/its-all-about-trust

Information und Kommunikation, Förderung der Gesundheitskompetenz und Partizipation können helfen Vertrauen zu schaffen und Vertrauen von der anderen Seite in unsere Fähigkeiten und unser Wissen als Patienten und Bürger könnte auch seinen Beitrag dazu leisten. Bei Data Saves Lives Deutschland können wir am Verhalten unserer Community sehen, dass die Menschen damit beginnen, sich aktiv mit dem Thema auseinander zu setzen und sich, zwar zaghaft, aber dennoch dafür interessieren.

Wir stehen für Kommunikation, Information, leicht zugängliche Erklärungen, Diskussion und Partizipation. Unsere Community ist immer eingeladen, mit uns ins Gespräch zu kommen, wir sehen, dass sich da etwas tut. Und das finden wir großartig.

Bereits im vergangenen Jahr  haben wir alle Beteiligten im Gesundheitswesen immer wieder eingeladen, uns aktiv zu unterstützen und mit uns gemeinsam das Thema Gesundheitsdaten anzugehen. Sei es als Speaker in unseren Online Sessions, als Gastautoren oder mit Ideen. Die Einladung gilt immer.

Es ist uns ein Anliegen, weil   wir sehen, dass wir etwas erreichen, Neugierde auf das Thema, die Diskussion und die Gespräche. Dinge, die uns auch als Gesellschaft motivieren sollten, an einen Tisch zu kommen und uns auszutauschen und von den anderen Beteiligten zu lernen, um neue Wege zu gehen und eine patienten- wie bürgerfreundliche digitale Umgebung zu schaffen, die eine digitale Gesundheitsversorgung, die den Bedürfnissen aller entspricht, ermöglicht.

 

Gemeinsam!

In diesem Sinne, Birgit Bauer